Freitag, Februar 24, 2012

Wieder ein VERMÖGEN ausgegeben für Dinge, die man nicht wirklich braucht, aber einfach haben MUSS

Morgen steht mein Umzug an. Ein Umzug in eine richtige Stadt mit richtigen Hochhäusern, ausgebauten Fahrradwegen, Nachtleben und Coffeeshops. Ich freu mich drauf. Ein weiterer Schritt ins Unbekannte, nachdem ich seit 3 Wochen einen neuen, richtigen Job habe. Ich ziehe in eine WG, die zu einem großen Teil aus aufbereiteten Möbeln vom Sperrmüll besteht. Meine William & Kate Hochzeitstasse passt hervorragend zum bereits im Küchenschrank lebenden Adonismitpenisglas. Morgen Abend wird wohl eine Flasche Wein geöffnet werden und auf den Umzug angestoßen. Ich habe 2 klitzekleine Kleiderschränke und etwa das dreifache an Kleidung, werde meine Klamotten also aus Geldmangel die nächsten Wochen aus blauen Säcken oder so herausfischen. Kein Ding. So ist das dann halt. Ungewiss geht es voran. Soviel zu meinem Leben.

Durch moderne Kommunikationsmittel, sprich dem Internet, sprich Facebook gelangt man ja auch zu schönen Einsichten anderer Leben. So zum Beispiel von einer meiner besten Freundinnen aus dem Abi, die mich vor einigen Wochen zu ihrem Internetfreundeskreis hinzufügte. Chronik sei Dank wusste ich auf einem Blick, was sich in den letzten 1.5 Jahren seit ihrer Tupperparty getan hatte. (Zu dieser Tupperparty hatte sich mich gezwungen eingeladen. Ich kaufte eine Peng-Schüssel für Pizzateig. Seelenfutter der kleinen Frau mit Twitter-Account. Sie steht unbenutzt bei meinen Eltern (Tiefkühlpizza sei Dank)). Also, was sieht man in ihrer Chronik? Es ist im Prinzip das Leben, was man hätte haben können, hätte man einen anderen Weg eingeschlagen. Fester Freund seit 7 Jahren oder so, gemeinsame Urlaube, Banklehre, gemeinsame Wohnung, gemeinsame Ikea-Einkäufe, gemeinsame Riesencouch, größere gemeinsame Wohnung, mehr Ikea, 1.000€ Küchenmaschine, Tupper en masse, mehr gemeinsame Urlaube, Pärchenfotos aus glücklichen gemeinsamen Urlauben, Freundinnen, die genau das gleiche Leben führen.
Ich muss nicht erwähnen, dass die beste Abifreundin und ich uns auseinander gelebt haben, oder? Spätestens als ich nach NY gegangen bin, die Welt kennenlernte, mit meinem langjährigen Jungen Schluss machte und sie kein Verständnis zeigen konnte weil es doch "so viele Jahre waren". Ja, viele Jahre waren es. Viele gute Jahre, aber eben auch alltägliche Jahre.
Sorry, Pärchenmädchen. Es ist nunmal so, dass irgendwann alles Alltag wird. Ob ihr es glaubt oder nicht. Vielleicht fällt es euch im Alltagstrott nicht auf, vielleicht will es euch nicht auffallen. Vielleicht ist es euch aber auch schlichtweg egal wenn ihr täglich die gleiche Routine habt. Aufstehen, mit Schatz frühstücken, gemeinsam das Haus verlassen, arbeiten, in der Mittagspause Bio-Brot auf dem Wochenmarkt kaufen, Feierabend, kochen, mit Schatz noch etwas fernsehen, schlafen und das alles wieder von vorn.
Vielleicht denkt ihr ja über euer Leben nach wenn ihr euch hin und wieder ne Stunde Zeit zum Joggen nehmt, vielleicht hinterfragt ihr es ja und euch fällt auf, dass ihr damit nicht zufrieden seid.. und dann verdrängt ihr es bestimmt schnell wieder weil es ja schon "so viele Jahre sind". Und die kann man ja nicht einfach so wegwerfen. Warum eigentlich wegwerfen und nicht recyclen? Oder eintauschen? Ist das Leben vorbei, wenn man "nach so vielen Jahren" einfach Schluss macht und irgendwie anders weiterlebt? Aus Erfahrung sag ich einfach mal: Nooope. Es ist anders, aufregend, neu. Aber es kann auch sein, dass es nur mir so geht. Mein letzter Junge sagte:
Ich möcht dir von Anfang an sagen, dass mir sehr schnell langweilig wird. Ich hoffe, du verstehst das.
Ich nickte weise und wusste genau was er meint.

Und genau diesen Punkt verstehen Pärchenmädchen nicht. Weil ihnen (zumindest in meiner Vorstellung) immer langweilig ist. Sie langweilen sich und dann fahren sie nach Ikea und kaufen 37 Kerzen und neue Topflappen weil sie noch nicht genug haben. Wenn einem von uns anderen langweilig ist gucken wir uns stundenlang Katzenbilder, Memes und Unterschichten-TV an. Und twittern drüber. Und twittern darüber, dass es uns ach so schlecht geht und wir jetzt Kekse mit Nutella essen. Aber mal im Ernst, so schlecht geht es uns nicht. Wir können immerhin all das tun ohne dass jemand dahinter steht und fragt, was wir da so treiben. Wir können in unseren Kekskrümeln neben leeren Weinflaschen einschlafen und müssen uns morgens nicht für den kleinen Rotweinbart schämen, den wir vergessen haben wegzuwaschen. So ist das. Und deshalb können wir auch bis zum ausreichenden Kontostand aus blauen Säcken leben und Tiefkühlpizza essen.
Und wenn wir Lust auf Menschen haben, haben wir Freunde. Freunde, die so sind wie wir. Die uns verstehen und Zeit haben weil sie sonst eh nichts besseres vorhaben und etwas Abwechslung ja ganz okay ist. Bei diesen Menschen muss man sich auch nicht schlecht fühlen oder sich für seinen Lebensentwurf, der auch eher eine Trial and Error Roadmap ist nicht rechtfertigen weil sie es kennen. Diese Menschen haben hässliche zusammengewürfelte Motivtassen in ihren Schränken und leben aus dem Nichts ins Mal gucken, was da kommt.
Und sie schreiben einem Dinge wie:
und dann weiß man wieder warum es herzmenschen gibt und was der Unterschied zu allen anderen ist ♥
weil man ihnen ein Real-Life Susi & Strolch Video postet und komische Vergleiche zum Logo von Haribo's Sauren Gurken anstellt, aber die Geschichte darf ich bestimmt nicht breittreten. Ich kann allerdings sagen, dass die saure Gurke mir ein herzliches "aaaw" entlockte und ich in Gedanken Seemannskleidung kaufte - weil ich die Bedürfnisse der Herzmenschin kenne und sie das gleiche tun würd während sie sich den nächsten Keks in den Mund schiebt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen